Machen Psychopharmaka abhängig? – Von Andreas Heinz und Martin Voss
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité Campus Mitte und
Psychiatrische Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig Krankenhaus Berlin
Der Begriff der Abhängigkeitserkrankungen wird derzeit gleichbedeutend mit dem Begriff der Suchterkrankungen gebraucht. Unter Suchterkrankungen versteht man Krankheitsbilder, die erstens einen nachweisbaren Schaden durch den Drogenkonsum oder die exzessiv betriebene Tätigkeit (im Augenblick nur Glücksspielsucht als Verhaltenssucht) bewirken. Zweitens kommt es zu einer Toleranzentwicklung, d.h. zu einer Gewöhnung an die Droge oder die Tätigkeit. Dies ist im Gehirn nachvollziehbar, meistens werden die Drogenwirkungen durch gegenregulatorische, diesen Wirkungen entgegengesetzte Veränderungen reduziert. Wirkt also bspw. die Einnahme eines Beruhigungsmittels sedierend, indem Benzodiazepine wie Diazepam an bestimmte Andockstellen (Rezeptoren) binden, die hemmend wirken (sogen. GABA-Rezeptoren), werden diese Rezeptoren in der Regel herunterreguliert (Abbildung 1). Damit kommt es aber zu einem neuen Gleichgewicht zwischen der Drogeneinnahme und dem an die Drogeneinnahme angepassten Gehirn, sodass es beim plötzlichen Absetzen der Medikamente zu einer Entzugssymptomatik kommen kann. Diese ist das dritte und wesentliche Kennzeichen einer Suchterkrankung.
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